Kultur ist keine Delikatesse für Feinschmecker, sondern Brot für alle (Monika Grütters)
Meine persönlichen Empfehlungen
1920er! - Im Kaleidoskop der Moderne
1. April bis 30. Juli in der Bundeskunsthalle Bonn
Courtesy of the Jersey Heritage Collections
Vor gut einem halben Jahr hat mich das Buch „Höhenrausch“ in seinen Bann gezogen. Spannend und bildreich erzählt Harald Jähner darin von den stürmischen und widersprüchlichen 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Demzufolge war ich sehr neugierig auf die angekündigte Ausstellung „1920er! – Im Kaleidoskop der Moderne“, kurartiert von Agnieszka Lulinska in der Bundeskunsthalle Bonn.
In der Ausstellung werden drei Themenkomplexe strukturiert: Das Phänomen der Großstadt als Biotop und Zerrbild der Moderne; der Diskurs über die neuen Rollenbilder von Frau und Mann sowie die Konstruktion und Wahrnehmung der neuen Lebenswelten. In den Fokus gerückt werden die prägenden Phänomene dieser Epoche: Globalisierung, Geschwindigkeit, Experimentierlust, Geschlechterrollen, urbane Lebenswelten, Technisierung. (Quelle: Ausstellungsprospekt)
Copyright: VG Bild-Kunst, Bonn 2023
Meine Meinung
Klein aber fein. Die räumlich überschaubare Ausstellung greift die zentralen Themen und Phänomene der 1920er Jahre auf und hinterfragt, wie sich diese Epoche auf die Menschen und deren Lebenswelten ausgewirkt hat. Die Bilder, Poster, Filmausschnitte und diverse Einzelexponate werden ergänzt mittels der Bundeskunsthallen-App, welche einen kostenlosen Audioguides enthält.
Für Interessierte, die sich mit dieser widersprüchlichen, irritierenden und zugleich faszinierenden Epoche noch wenig oder gar nicht beschäftigt haben, ist diese Ausstellung ein wunderbarer Appetizer. Richtig anschaulich und lebendig wurde dieses Jahrzehnt für mich aber erst durch das o.g. Buch von Harald Jähner – ein Sachbuch geschrieben wie ein Roman.
Sowohl in den Kommentaren über Jähners Buch als auch in der Ausstellungsrezension wird häufiger von verblüffenden Parallelen zum Geschehen in den 2020er Jahren fabuliert. Wiederholt sich Geschichte? Den Gedanken würde ich gerne weiterverfolgen. Mit Corona war der Anfang dieses Jahrzehnts erschreckend ähnlich dem der in den 1920er Jahren grassierenden Pandemie (Spanische Grippe). Zudem ist zu beobachten, dass die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse – wenn auch nicht so extrem wie damals – immer fragiler werden. Und: Unsere Demokratie braucht mehr Freunde, Feinde hat sie mittlerweile genug. Handlungsbedarf ist also angezeigt, um die Parallelen nicht noch beängstigend größer werden zu lassen.
Kunst im öffentlichen Raum der Stadt Köln
Köln ist reich an Kunst - nicht nur in Museen, sondern auch im öffentlichen Raum. Allein in der Innenstadt gibt es rund 1000 Skulpturen, Brunnen, Reliefs und andere Kunstwerke. "Ruhender Verkehr" von Wolf Vostell - zum Beispiel, "Ma alot" von Dani Karavan, "Goldener Vogel" von H.A. Schult, "Der Tanz" von Alexander Sarda, "Gaea" von Gerhard Marcks, um nur einige wenige zu nennen.
Eine besondere Perle im Herzen der Stadt ist der Skulpturen-Park. Auf ca. 40.000 Quadratmeter lassen sich dort seit 1997 diverse zeitgenössische Skulpturen in wechselnden Ausstellungen finden. Gehört hat schon fast jeder mal von dem Open-Air-Museum, dennoch wird es immer noch als Geheimtipp gehandelt.
Der Haupteingang befindet sich auf der Riehler Straße. Die Stiftung Skulpturenpark in der Elsa-Brändström-Str. 9, 50668 Köln
Meine Meinung: Wer in Köln Natur und Kunst im öffentlichen Raum verbinden möchte, Skulpturen liebt und ein bisschen Ruhe von der Großstadthektik sucht, ist im Skulpturenpark bestens aufgehoben. Der Eintritt ist kostenfrei und der Spaziergang durch den Park kann anschließend mit einem Besuch im Zoo oder der Flora, die sich in unmittelbarer Nähe befinden, verbunden werden.
Brückenmusik 27 - Ain Bailey TRIOESQUE
19.-28. August 2022 Deutzer Brücke
Ausgangspunkt für Ain Baileys orts- und situationsspezifische Klangarbeit TRIOESQUE sind Raumklänge, die in den räumlichen Mittelpunkten der drei Hohlräume der Deutzer Brücke aufgenommen wurden. Aus dem gewonnenen Klangmaterial komponiert die Künstlerin eine dreikanalige Soundarbeit, die in den Raum zurückgespielt wird und sich mit den Brückenklängen vor Ort vermischt.
Die Gesamtwirkung von TRIOESQUE kann nur erfahren werden, in dem man sich einer Gruppe anschließt und den insgesamt 440 Meter langen Raum durchschreitet. Die Aktivität des gemeinsamen Bewegens in den tunnelartigen Hohlräumen wird Teil des Hör- und Wahrnehmungsprozesses. (brueckenmusik.de)
Fotos: Eigene Aufnahmen
Meine Meinung: Es ist schon ein ganz besonderes Ereignis durch eine Brücke zu laufen, anstatt darüber. Besser gesagt, durch deren Hohlräume. Die jährlichen Veranstaltungen zur Klangkunst (Brückenmusik) machen es möglich. Und so wurde die diesjährige dreikanalige Soundarbeit von Ain Bailey in der Deutzer Brücke zu einem unmittelbaren visuellen und akustischen Raumerlebnis. Am Anfang stand noch das „Da-damm“ der über die Nahtstelle der Brücke fahrenden Kraftfahrzeuge im Mittelpunkt. Danach wurde es stiller und Baileys Klangarbeit füllten mehr und mehr das lediglich von Beton umgebene Rauminnere, verstärkt durch voluminöse Musikboxen und vermischt mit den Brückenklängen.
Die ca. 40-minütige konzertante Führung war beeindruckend, mitunter aber auch be-drückend. So empfand ich manche Klangszenen in der bunkerartigen Umgebung fast apokalyptisch, auch oder gerade wegen des derzeitigen Krieges in der Ukraine. Zudem gab es für meinen Geschmack zu viele klangliche Redundanzen. Aber vielleicht ist diese Art von Komposition mir einfach nur nicht vertraut.
Buchtipps
Matthias Hamann / Michael Wienand
KÖLNGOLD - Stadtschätze
Das künstlerisch aufwendig gestaltete Buch ist ein kulturelles Kompendium der Rheinmetropole und zugleich ein Portrait Kölns, lebendig kommentiert von 18 Persönlichkeiten der heutigen Stadtgeschichte. Es bietet eine Vielzahl von Panoramaseiten, Dokumenten, Plakaten und Faksimiles. Um die Schätze aus Kunst, Kultur und Alltag der 2000-jährigen Geschichte Kölns besonders hervorzuheben, gibt es das "Buchobjekt" in zwei Anfertigungen: als Prachtausgabe (limitiert und nummeriert in einer Leinenbox) und als kleineres Hardcover-Format in gebundener Goldfolie.
Das Schmökern in KÖLNGOLD macht großen Spaß. Man kann sich einfach nur an der ästhetischen Bildauswahl erfreuen, aber auch in die Texte und Kommentare vertiefen. In dem Buch stehen Bekanntes und Überraschendes nebeneinander und mitunter gibt es auch das eine oder andere zum Schmunzeln. Wer Köln kennt, weiß, wie (g)rau und unwirtlich diese Stadt sein kann: KÖLNGOLD setzt einen Gegenpol und ist trotz Hochglanz und Prachtausgabe mehr Sein als Schein.
KÖLNGOLD - Stadtschätze, Hrsg. von Matthias Hamann und Michael Wienand. Wienand-Verlag (2021), Köln www.wienand-verlag.de
Walter Buschmann / Achim Bednorz
KÖLN Historia Monumentalis
Antipoden von KÖLNGOLD werden entgegenhalten: die Stadt ist hässlich, schmutzig, provinziell. Diese Sichtweise generell zu leugnen wäre genau so falsch, wie sie zu verabsolutieren. Ballungsräume haben immer auch ihre Grauzonen. Ihre schillernden Orte und Momente befinden sich oftmals abseits vom Glanz durchgestylter Stadträume. Und, dass Hässliches und Schönes auch eng beieinander liegen können, beweisen die beiden opulenten Bildbände von Walter Buschmann und Achim Bednorz.
In großformatigen Fotos, auch historischen Fotografien werden Kölner Siedlungen, Fabriken, Büro- und Bankengebäude, Kirchen und andere Kulturbauten vorgestellt. Natürlich zeigt der Bildband auch Aufnahmen vom Dom, Rathaus und Romanischen Kirchen - ein Muss. Aber die selten abgebildeten Profanbauten wie Schulen, Brauhäuser, Parks, Altbauten u.v.m. überwiegen.
Walter Buschmann ist als Kunsthistoriker ein Kenner insbesondere der Industriedenkmale (vgl. Interview in der Rubrik Deutz auf dieser Homepage). Der Architektur-Fotograf Achim Bednorz ist ein Könner des Details und der Tiefe. Zusammen vermitteln sie eine Sicht auf Köln, die schöne und hässliche Seiten hat, faszinierende und abstoßende, liebenswerte und dösige. Summa Summarum also doch eine gelungene Stadt? Eigentlich schon, denn: Wer will schon in einer perfekt langweiligen Stadt leben?
Köln. Historia Monumentalis. Von Walter Buschmann, Achim Bednorz. Hardcover 28 x 34 cm. Band 1: Linksrheinisch. 45 €, Band 2: Schäl Sick, 29,95 €. Köln 2021.
UND SONST ??
Videoempfehlung
EN PASSANT
(zu jeder Zeit zeitlos abrufbar)
Ein sehr schöner Kölner Rundgang auf den Spuren von Jaques Offenbach
(2) Mit Jacques Offenbach durch Köln - EN PASSANT (GANZER FILM) - YouTube
ARCHIV
AnSchläge - 5 Jahrzehnte politische Plakate in Köln
31. Okt. bis 24. Nov. 2021
Außer in Wahlkampfzeiten finden Plakate als öffentliche Botschaften kaum noch statt, es sei denn als Werbung. Dabei waren sie immer ein Medium der Meinungsäußerung, vor allem in Zeiten in denen besonders gestritten wird. Die 70er und 80er Jahre waren eine solche Zeit.
In der Ausstellung wird eine Auswahl von fast 200 Plakaten aus dieser Zeit gezeigt. Gestalter war der Grafiker Jochen Stankowski, der mit seinem Bruder Martin und einem Freund Ivo Rode die Druckerei betrieb, in der auch die älteste Kölner Alternativzeitung erschien, das „Kölner VolksBlatt“.
Die Plakatauswahl präsentiert, womit sich der damalige politische Protest inhaltlich und thematisch beschäftigt und auseinandergesetzt hat: Die Straße, Die Häuser, Die Heime, Der Knast, Kirche & Religion, Menschen und Rechte, Frauenbewegung, Krieg & Frieden. Köln war ein Hotspot dieser Bewegungen.
Eröffnet wurde die Ausstellung von Martin Stankowski und Prof. Breidenich. Jügen Becker übermittelte per Video eine launige Grußbotschaft.
Meine Meinung:
Für diejenigen, die die 70er und 80er Jahre bewusst in Köln miterlebt haben, ist die Plakatausstellung eine gelungene Rückschau auf den damals heftig geführten politischen Diskurs in der Stadt und darüber hinaus. Es war die Zeit des Aufstands gegen traditionelle Autoritäten, die Zeit der APO und einer neuen Partei (den Grünen), der Frauen-, Friedens- und Umweltbewegung, der Hausbesetzer und Psychiatriekritiker. Die politischen Proteste wurden auf Plakaten gedruckt und an Bauzäune, Häuserwände, Bahnunterführungen oder Litfasssäulen geklebt. Viele der in Köln produzierten Plakatentwürfe stammen von Jochen Stankowski.
Für die jüngere Generation und vor allem für diejenigen, die mit sozialen Netzwerken und digitalen Medien groß geworden sind, dürfte beeindruckend sein, mit welchen einfachen Mitteln und simplen, aber kreativ-raffinierten Herstellungstechniken gesellschaftspolitischer Protest wirksam auf die Straße gebracht wurde.
Die Anzahl der interessierten jüngeren Menschen war allerdings - zumindest bei der Eröffnungsveranstaltung - verschwindend klein. Vermutlich wird das auch so bleiben, denn das durchaus spannende und ambitionierte Begleitprogramm thematisiert mehr den Rück-, denn den Ausblick.
Schade eigentlich. Die Ausstellung wäre ein guter Ort, an dem ein generationsübergreifender oder sogar generationsverbindender Vergleich damaliger und heutiger Protestformen stattfinden könnte. Ein Ort, an dem Jung und Alt gemeinsame Streit- und Handlungsoptionen für aktuell drängende Probleme generieren könnten. Dennoch: Die Ausstellung ist ein empfehlenswertes und spannendes Zeitdokument. Viele der plakativen Themen wirken bei genauer Betrachtung bis in die Gegenwart.
Wem es nicht möglich ist, die Plakate live sehen, dem sei der Ausstellungskatalog empfohlen:
Jochen & Martin Stankowski
AnSchläge Plakate aus 5 Jahrzehnten
Kunstverein Stuttgart 2021
Jürgen Prickartz erinnert sich noch sehr gut an die Proteste in den 70ern, die der geplante Bau des Autobahnzubringers für Bergisch-Gladbach (technisch: L 286n) auslöste. Er und seine Familie wären wie viele andere betroffen gewesen.
Der geteilte Picasso. Der Künstler und sein Bild in der BRD und DDR.
25. Sept. 2021 bis 30. Jan. 2022 im Museum Ludwig
Was verbinden wir mit Pablo Picasso? Und was haben die Deutschen der Nachkriegszeit in der BRD und DDR mit ihm verbunden? Es geht in dieser Ausstellung also in erster Linie nicht um den Künstler, sondern um sein Publikum im kapitalistischen Westen und sozialistischen Osten. Der "deutsche" Picasso war ein geteilter und zerteilter (vgl. museum-ludwig.de).
Bertolt Brecht schmückte den Vorhang des Berliner Ensembles mit Picassos Friedenstaube. Im Westen wurde der Künstler mit Hilfe von Filmen und Enthüllungsbüchern zum Medienstar. Er eignete sich als Projektionsfigur in beiden Systemen und beiden Staaten. Picasso war Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs, unterstützte Befreiungskämpfe und nahm an Friedenskongressen teil, lebte aber im Westen und ließ sich von der bürgerlichen Kritik als unpolitisches Genie stilisieren.
Die Kuratorin Julia Friedrich hat die deutsch-deutsche Rezeptionsgeschichte Picasso gründlich erforscht und die in Büchern und Archiven gewonnenen Erkenntnisse auf Stellwänden und als drapierte Materialien - zusammen mit originalen Picassos - in Szene gesetzt.
Meine Meinung: "Ich habe viel gelesen und deshalb mehr gesehen." So kommentiert Michael Kohler die Ausstellung im KStA vom 25.09.21. Dem möchte ich mich voll und ganz anschließen. Und: welche Kunstausstellung kann so etwas schon von sich behaupten?
Zahlreiche Ausstellungsansichten über Picassos Kunst, Kommentare, Plakate und Kataloge, Presseberichte, Briefe, Akten, Filme und Fernsehberichte - all diese Dokumente belegen eindrucksvoll, wie Picasso in der Nachkriegszeit von zwei unterschiedlichen wirtschaftlichen und politischen Systemen vereinnahmt wurde.
Die Ausstellung arbeitet ein Kapitel deutscher Geschichte genauso auf wie das populäre Verhältnis zum Werk von Pablo Picasso. Und wer sich darauf einlässt, entdeckt auch ganz persönliche Momente in der Ausstellung. So hatte ich ein Déjà-vu meiner Kindheit als ich verschiedene Leserbriefe und öffentliche Meinungsäußerungen (Beispiel s.u.) zu Picasso Bildern registrierte. Wie ähnlich klangen doch jene Sätze, Ansichten und spöttischen Kommentare in meinem Elternhaus und von Verwandten.
Daran anschließend kam mir ein weiterer Gedanke: Wäre der Künstler Picasso nicht ein im Westen lebender Kommunist, sondern ein im Osten lebender politischer Künstler gewesen, wäre - so befürchte ich - die künstlerische Rezeption von Picassos Werken in weiten Teilen der Bevölkerung der 50er und 60er Jahre gesamtdeutsch (negativ) ausgefallen.
Gut, dass es nur den einen Picasso gab.
RESIST! Die Kunst des Widerstands
01. April 2021 bis 09. Januar 2022
Die auf Januar verschobene Ausstellung des Rautenstrauch-Joest-Museums beleuchtet 500 Jahre antikolonialen Widerstand im Globalen Süden. Sie ist eine Hommage an die Frauen, Männer und Kinder, die auf unterschiedlichste Art und Weise Widerstand geleistet haben und deren Geschichten bis heute kaum erzählt oder gehört werden.
(Quelle: https://www.museenkoeln.de/rautenstrauch-joest-museum)
Meine Meinung: Die Ausstellung behandelt eine hochaktuelle und längst fällige Auseinandersetzung und Aufarbeitung der Gewalt und Ausbeutung durch den Kolonialismus. Die größte Identitätsdebatte unserer Zeit wird durch die Ausstellung, die auch Tanz, Musik, Diskussions- und Schreibwerkstätten integriert, bereichert. Es werden Räume geschaffen zum Sprechen lassen und Zuhören sowie zur Vernetzung, Zusammenarbeit und Solidarität.
Aufmerksam geworden bin ich auf die Ausstellung durch eine Ausgabe des Kulturmagazins ttt (titel, thesen, temperamente). Die Sendung portraitierte die rebellischen Singh-Twins aus Liverpool. Die beiden aus einer Sikh-Familie stammenden Schwestern sind in der Kölner Ausstellung mit einer Art Triptychon vertreten, das an das Massaker von Amritsar erinnert. Im April 1919 erschossen die Soldaten der britischen Kolonialherren Hunderte friedlicher indischer Demonstranten – Männer, Frauen und Kinder. Der Beitrag des WDR ist in der Mediathek abrufbar (https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/sendung/ttt-06122020-singh-twins-100.html)
Quelle: https://www.museenkoeln.de/rautenstrauch-joest-museum/RESIST-Die-Kunst-des-Widerstands
„Jeder Mensch ist ein Künstler“ – Die Kunstwelt feiert den 100. Geburtstag von Joseph Beuys
Am 12. Mai dieses Jahres wäre Joseph Beuys 100 Jahre alt geworden. Dies nehmen Museen in ganz Deutschland zum Anlass, sein künstlicheres Werk gebührend zu würdigen. Allein im Rheinland finden in 12 Städten Ausstellungen des wohl bekanntesten deutschen Künstlers der Nachkriegszeit statt. Die Bonner Bundeskunsthalle ist dabei ebenso wie Museen in Düsseldorf (natürlich), Aachen, Kleve, Krefeld, Leverkusen, Bergisch Gladbach usw. Und Köln? Macht nicht mit! Das hängt daran, dass es der Stadt schlicht und ergreifend an Sammelgut mangelt. Oft beklagt, wäre es vielleicht eine Veranstaltung wert, einmal über das "Weshalb?" nachzudenken.
Das reichhaltige Veranstaltungs- und Ausstellungsangebot ist auf der Homepage: www.beuys2021.de zu finden. Wie in Corona-Zeiten üblich, steht das Programm allerdings unter dem Vorbehalt, dass die Museen und Veranstaltungsräume zu den geplanten Terminen wieder geöffnet haben.
Meine Meinung: Ich tu mich schwer mit der Kunst von Joseph Beuys und erst recht mit der Person selbst. Vielleicht liegt es daran, dass Beuys schwer einzuordnen ist. Ist er „links“ oder „rechts“, analytisch oder esoterisch, supranational oder völkisch, Prophet oder Scharlatan? Oder ist er das alles in einer Person? Das Irritierende weckt auch Neugierde. Kunst ist doch per Definition nie eindeutig und erst recht nicht mehrheitsfähig. Sie will uns aus unserer Komfortzone holen, unsere Wahrnehmung schärfen, unsere Überzeugungen in Frage stellen. Genügend Anlass also, mich der Kunst von Beuys zu nähern und ihre Mehrdeutigkeit zuzulassen. Denn, was ist schöner und bereichernder als neue Erkenntnisse und Erfahrungen in sein Leben zu integrieren. Mal schauen, wie meine Meinung nach der Auseinandersetzung mit dem vermeintlichen oder tatsächlichen Kunst-Rebell zum hundertundeinsten Geburtstag ausfallen wird.
Foto: AFP/Caroline Tisdall
Zum Geburtstag von Joseph Beuyes: Die lange Nacht in Dlf-Kultur
Andy Warhol - Now
12. Dezember 2020 bis 18. April 2021 (verlängert bis 13.06.2021)
Dreißig Jahre nach seiner letzten Retrospektive in Köln stellt die Ausstellung im Museum Ludwig Andy Warhol als einen Künstler vor, dessen innovatives Schaffen gerade für eine junge Generation im Zeitalter von Migration und gesellschaftlicher Diversität neu zu entdecken ist (Quelle: https://www.museum-ludwig.de/).
Meine Meinung: Ich freue mich riesig auf diese Sonderausstellung. Auch wenn - oder gerade weil man den Eindruck hat, bereits alles von Andy Warhol gesehen zu haben, verspricht die Ausstellung einen Blick auf bisher weniger beachtete Aspekte des Jahrhundertkünstlers: "So werden die Einflüsse von Warhols Migrationshintergrund als Sohn russischer Eltern in Pittsburgh beleuchtet, die sich unter anderem in einer komplexen Verarbeitung religiöser Themen und Motive spiegeln." (koelntourismus)
Besonders spannend - und in dieser Form wohl einzigartig - finde ich den angekündigten Anspruch, Warhols Arbeiten als zeitlos zu postulieren. So habe Warhol immer wieder souveräne Themen behandelt, die noch oder gerade heute eine hohe Aktualität aufweisen.
Eigentlich sollte die Ausstellung „Andy Warhol Now“ am 12. Dezember eröffnet werden, wegen der Coronapandemie ist das Museum aber bislang durchgehend geschlossen. Nach langwierigen Verhandlungen hat der Museumsdirektor Yilmaz Dziewiorist nun erfreulicherweise mitgeteilt, dass die Ausstellung bis zum 13. Juni 2021 verlängert wird. Nun ist zu hoffen, dass das Museum baldmöglichst wieder öffnen darf.
Bis dahin gibt es eine sehr schöne Alternative: Ab sofort ist auf der Internetseite des Museums eine halbstündige virtuelle Führung durch die Warhol-Ausstellung zu sehen. Kein Ersatz für das Kunsterlebnis, aber immerhin:
Andy Warhol Now Exhibition Movie on Vimeo
Quelle: https://www.museum-ludwig.de/